D
Dreckschleuder
Themenstarter
Gut, dann möchte ich mal berichten. Heute habe ich – in dieser Reihenfolge – probegefahren:Ich bin gespannt
- F 900 GS (Eher dünn ausgestattet, jedenfalls ohne das gute Fahrwerk).
- R 1300 GSA (Auch eher dünn ausgestattet für eine Adv, aber eben mit dem hohen Fahrwerk)
- R 1300 GS ("Trophy" glaub' ich)
Ich muss dazu sagen: Es waren zwischen 3 und 5 °C (Lufttemperatur). Sonnig, aber tiefer Sonnenstand, weil Morgens. Straße war trocken. Pfützen am Wegesrand aber noch vereist.
## F 900 GS
Mein erster Eindruck von der 900er war sehr gespalten. Sie liegt sehr anders in der Kurve, als ich das von meiner 1250er gewohnt war. Das hat bei mir im ersten Kreisverkehr kurz für eine Schrecksekunde gesorgt. Passiert ist aber nichts.
Ich hatte zum Glück einige hundert Meter Niemandsstraße im Industriegebiet, wo ich mal ein bisschen probieren konnte. Das Handling bei geringen Geschwindikgeiten ist total super und noch besser als ich dachte. Obwohl ich kaum 5 Minuten auf der Kiste saß, konnte ich problemlos im Schritttempo bis kurz vor dem Lenkanschlag wenden. Im Sitzen und im stehen. Im Stehen ist mir aber aufgefallen, dass die Ergonomie nicht so richtig gut ist. Ich bin oft mit den Hacken an die Sozius-Fußrasten gekommen und hab mir auch direkt eine Lenkererhöhung gewünscht. (Und ich bin mit meinen 1,80 sicher kein Hüne) Sehr gut gefallen hat mir aber die Sitzbank. Wenn man im stehen fährt und die Bank zwischen den Knien einklemmt, rutscht man praktisch automatisch an die exakt richtige Stelle mit den Knien. Spontan hatte ich auch nicht den Eindruck, dass die Bank zu hart ist, aber ein verlässliches Urteil kann ich nach 45min fahrt kaum fällen.
Nicht gefallen hat mir auch die Gasannahme, insbesondere im Lastwechsel. Das erste bisschen Gas kommt sehr digital. Das mag dran liegen, dass die Maschine mit Kette (und nicht mit Kardan) läuft. Oder es liegt halt am Motor selbst. Appropos Motor. Später auf der Landstraße konnte ich auch mal ein bisschen am Gas ziehen. Bis 80~100 Sachen hab ich keinerlei Power vermisst. Im Unteren Drehzahlbereich ist die Kiste aber etwas schwächer und vor allem um lääääängen weniger Laufruhig als der Boxer. Bei wenig Touren und viel Gas kommt einem der Begriff "Klapperkiste" in den Sinn.
Mit Kupplung und Getriebe war ich auch nicht zufrieden. Ich hab immer Zeige- und Mittelfinger am Kupplungshebel und die anderen beiden Finger am Griff. Wenn ich dann die Kupplung durchziehe, bis der Hebel auf den beiden äußeren Fingern aufliegt, erwarte ich, dass die Kupplung trennt. Das tat sie nicht. Ich hab auch mal an dem Rädchen (stand auf 1) gedreht bis es auf 6 stand. Gefühlt ist es damit etwas besser geworden, aber nicht gut. Die Kupplung mag Einstellungssache sein, obwohl ich es schon komisch fänd, wenn die einen Vorführer nicht perfekt eingestellt hätten. Das Getriebe – insbesondere das wechseln der ersten beiden Gänge und das finden des Leerlaufs war schwierig und hat viel gehakt. Das erlebnis später auf der 1300er war ungleich besser, wie Tag und Nacht.
Ein großes Problem habe ich auch mit dem Bremsverhalten der 900er. Wenn man – wie in einer Paniksituation wahrscheinlich – direkt voll rein greift, passieren komische Sachen. Es fühlt sich an, als würde sich das Motorrad verschlucken. Erst blockiert das Vorderrad kurz, dann öffnet das ABS die Bremse etwas, dann taucht die Gabel vorn tiiiiiiiiieeef ein, dann erst kommt mehr Bremswirkung. Bei einer meiner Probebremsungen verschwand der Wiederstand im Bremshebel kurz vor Stillstand auch komplett, sodass ich den Hebel ganz weich voll durchdrücken konnte. Dabei verschwand gleichzeitig die Bremsleistung. Das war etwas beängstigend, ist danach aber auch nicht mehr aufgetreten.
Statt direkt voll rein zu greifen, hab's dann auch mal mit progressivem Bremsen wie im Lehrbuch versucht. Das hat dann tatsächlich einiges Besser funktioniert. Aber wie gesagt: Wer schafft das schon zuverlässig in einer Paniksituation.
In Sachen Wetterschutz bin ich auch nicht so ganz glücklich geworden. Auf der F900GS pfeifft der Wind doch schon merklich, wenn auch natürlich merklich weniger als zB auf einem Nakedbike.
## R 1300 GS Adventure
Die Kiste bin ich eigentlich nur deswegen probegefahren, weil sie keinen 1300er non-adv Vorführer mit hohem Fahrwerk ("Sportfederung") da hatten. Die Adventures haben das einfach serienmäßig drin.
Dabei habe ich heute gelernt, dass man in den Tiefen des Menüs, interessanterweise unter "Assist" die Dämpfung für die Federmodi (Road/Dynamik/Enduro) einzeln zwischen -2 und +2 einstellen kann. Das wusst ich vorher nicht. Auf -2 war es ungefähr so weich wie ich es von meiner 1250er GSA kannte. Interessanterweise hatte ich den Eindruck, dass die Härte des Fahrwerks mit der gefahrenen Geschwindigkeit zusammenhängt, aber anders als ich es spontan angenommen hätte. Bei geringem Tempo ( < 15 km/h) fand ich es merklich härter als bei etwas mehr Tempo (~50km/h). Möglicherweise will BMW mit dem Verhalten einfach den wobbelligen Ersteindruck etwas wegbekommen.
Insgesamt war's halt eine große Boxer-GS, die für ihr Format erstaunlich leicht wirkte. Von der äußeren optischen Erscheinung (die man ja beim Fahren zum Glück kaum sieht) abgesehen, hat sie mir besser gefallen, als ich dachte.
## R 1300 GS
Ungefähr das gleiche wie die 1300er GSA. Von den 2cm Federweg weniger habe ich tatsächlich nicht so viel gemerkt wie ich dachte, nur dass ich mit den Füßen satter auf den Boden gekommen bin. Abgesehen davon bin ich mir unsicher, ob ich die beiden Fahrwerksvarianten im Blindtest sicher unterscheiden könnte. Auch mit der normalen (nicht-Sport-) Federung kann man im Menü die Dämpfung einstellen wie oben beschrieben. Ich hab sie genauso auf -2 gedreht. Insgesamt kam mir die non-GSA dann tatsächlich etwas weicher vor.
## Fazit
Mit dieser Probefahrt habe ich mich gedanklich etwas weiter von der F entfernt. Ich möchte aber noch ein bisschen drüber schlafen, bis ich mich dann ganz dagegen entscheide.
Die Fahrwerke von F und R lassen sich schlechter vergleichen als ich dachte. Die Eigenheiten einer "klassischen" Gabel ohne Telelever sind gravierender als ich dachte. Insbesondere das Verhalten bei Vollbremsung und die sonstigen Reaktionen der Federgabel auf Geschwindigkeitsänderungen waren sehr viel stärker, als ich das vorher angenommen hätte. Schwer genug, aber wenn man mal versucht, sich das wegzudenken, dann ist es ungefähr das was ich erwartet hatte und in dieser Hinsicht gefällt es mir. Die Betrachtungsweise trägt nur leider nicht besonders weit.
Zuletzt bearbeitet: