Dass man nicht für jeden einzelnen Arbeitsschritt Spezialwissen braucht ist sicherlich zutreffend.
Aber überall passieren Fehler, und die Fehlerkultur eines Unternehmens, der Produktionsstätten, der einzelnen Abteilungen und letztlich eines jeden Mitarbeiters ist maßgeblich verantwortlich für die Qualität der dort hergestellten Produkte.
Gerade hier ist ein simples Anlernen dreier Arbeitsschritte nicht ausreichend, es Bedarf Grundwissen und Grundverständnis des gesamten Produktionsablaufs, damit das Endergebnis die angestrebten Qualitätsmerkmale erreicht.
Ich habe einen Sommer bei einem Pharmakonzern in Rhein-Main in der Produktion gearbeitet. Die dortigen Fachkräfte waren durchweg der Meinung, Fehler seinen zu kaschieren, verschweigen, heimlich an die nachfolgende Schicht zu übergeben, oder wenn zu offensichtlich, der früheren Schicht in die Schuhe zu schieben. Waagen, Magnetschalter, Sicherheitvorkehrungen und überhaupt alles, was irgendwie zugänglich war, wurde höchst kreativ umgangen oder manipuliert.
Die Leitung konnte jahrelang die Ursachen für die Qualitätsprobleme nicht ermitteln, und musste den Betrieb der Anlage schließlich aufgeben, weil das Produkt nicht mehr konkurrenzfähig war.
Das schlimmste ist, dass sich einige der Mitarbeiter dort, nämlich die schlimmsten und faulsten, in andere Betriebe "retten" konnten, um dort ihr Unwesen zu treiben.
Das waren alles im Deutschland "ausgebildete" Chemikanten. Jedoch hat Aussitzen von Schulungen und einfachste Testaufgaben, deren Ergebnisse (angeblich) vorher durchgereicht wurden, zum Erlangen dieser Qualifikation ausgereicht. Ich würde sie als "angelernt" bezeichnen.
Seitdem bin ich der Meinung es gibt weniges gefährlicheres als angelegtes Personal, das nichts kann, aber denkt es hätte den Laden durchschaut.