Vulkanasche rieselt auf Südbaden nieder
Vulkanasche rieselt auf Südbaden nieder
150 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft, 15-mal mehr als normal, messen die Sensoren auf dem Schauinsland – der Grund ist die Vulkanasche. Warum sie gerade in Südbaden herunterkommt, ist nicht klar.
2400 Kilometer war der Aschestaub aus Island bis Deutschland unterwegs – nun scheint er gerade in Südbaden herunterzukommen. 150 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft Feinstaub auf dem Schauinsland sind momentan zu messen, 15-mal mehr als normal. Keine andere Region in Deutschland bekommt so viel Island-Asche ab – eine
Grafik des Umweltbundesamtes veranschaulicht dies eindrucksvoll.
Angesichts der gleichzeitig deutlich erhöhten Werte des Verbrennungsgases Schwefeldioxid liegt für Frank Meinhardt, den Leiter der Messstation auf dem Schauinsland, die Schlussfolgerung auf der Hand: "Das kann eigentlich nur die Vulkanasche sein." Besonders in Erstaunen versetzt den Fachmann, dass sich der rote Fleck, der auf der erwähnten Feinstaublandkarte die Regionen mit der höchsten Belastung kennzeichnet, vor allem um Südbaden und dort um Freiburg kringelt. Das sei sehr kurios, sagt Frank Meinhardt: "Dass so etwas so lokal begrenzt auftritt, habe ich in den 18 Jahren, die ich nun schon hier oben bin, noch nicht erlebt."
Die Atmosphäre ist milchig getrübt
Ähnlich Außergewöhnliches ist auch unten im Tal zu festzustellen: "Wir beobachten gerade im gesamten südbadischen Raum und im Oberrheingraben erhöhte Feinstaubwerte, die wahrscheinlich vulkanischen Ursprungs sind", erklärt Wilfried Weiß von der Baden-Württembergischen Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz. Allerdings liegen hier die Werte mit 96 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in Freiburg, 67 in Weil am Rhein, 67 in Offenburg und 77 auf den Schwarzwaldhöhenzügen deutlich niedriger. Wer genau hingeguckt hat, konnte am Montag auch eine milchig getrübte Atmosphäre wahrnehmen.
Noch unklar ist, warum sich die isländische Vulkanasche am Wochenende über Deutschland gerade Südbaden erwählt hat, um den Bodenkontakt zu suchen. "Der Staub verteilt sich nicht gleichmäßig, sondern in großen Luftströmungen", so Weiß. "Wo die abbrechen, da kommt er runter." Über die Ursache, die die Winde in zehn bis elf Kilometer Höhe zur Vollbremsung über Freiburg veranlasste, können die Experten bisher nur spekulieren: Die mit dem vergangenen Hochdruckgebiet absinkenden Luftmassen und die mit Hochdruck und Sonneneinstrahlung verbundenen thermischen Prozesse sollen wahrscheinlich dafür verantwortlich sein.
Wie setzt sich der Feinstaub zusammen?
Sicher ist auch noch nicht, woraus der
Feinstaub eigentlich besteht: Die Filter auf dem Schauinsland sind fein grünlich getrübt. Ähnliches war schon in der Umgebung des nordamerikanischen Mount St. Helen während des Ausbruchs anno 1980 zu beobachten.
Auch die Pollensammelfilter der Freiburger Medizinmetereologen vom Deutschen Wetterdienst sind momentan mit kleinen schwarzen und gräulichen Partikeln besetzt. Isländische Analysen der Vulkanasche haben laut LUBW vor allem einen hohen Gehalt an Silizium, Aluminium, Eisen, Magnesium und Kalzium gemessen (in absteigender Reihenfolge).
Sicher ist: Gesundheitsgefahr besteht nicht
Fest steht aber zumindest eines: Der Staub ist keinesfalls gesundheitsschädlich. Dasselbe gilt auch für die erhöhten Schwefeldioxidwerte. Zwar liegt der Feinstaubgrenzwert in Städten bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, die 150 auf dem Schauinsland gemessenen Mikrogramm relativieren sich aber schnell, wenn man mit Uwe Kaminski spricht; "Wenn sich die Leute früher in der verrauchten Disco aufgehalten haben, waren sie Feinstaubwerten von 2000 bis 3000 Mikrogramm ausgesetzt", so der Leiter des Referats Lufthygiene der Freiburger Dependance des Deutschen Wetterdienstes. 150 Mikrogramm sind deshalb bei kurzfristiger Belastung selbst für Asthmatiker in der Regel ohne nennenswerte gesundheitliche Folgen.
Dass dies so ist, dafür hat wiederum das Wetter gesorgt: Mit dem schönen Wetter tauchte der Feinstaub auf, mit dem schlechten verschwindet er wieder. Der Regen wäscht als "Selbstreinigungsprozess der Atmosphäre", wie ihn Uwe Kaminski nennt, die Luft gewissermaßen wieder sauber. "Wir gehen deshalb davon aus, dass die Feinstaubwerte gegen Abend wieder deutlich gesunken sein werden", so der DWD-Fachmann am Dienstagmittag.
Dies ist ein Artikel aus der Badischen Zeitung.