Hoi zäme
Warum ist es so schwierig die Laufleistung von Reifen einzuordnen?
Leider weiss ich es auch nicht. Nachfolgend so ein paar Gedanken welche mir bei dem Thema durch den Kopf gehen. Das Ganze hat keinen wissenschaftlichen Hintergrund. Es soll nur die Diskussion anregen.
Für mich habe ich für eigene Reifen bereits Erfahrungswerte gesammelt und kann sie auch anwenden. Leider lassen sich diese Erfahrung nicht so einfach teilen und Vergleichen. Ich möchte mich hier ausschliesslich auf die Laufleistung fokussieren und die andern Eigenschaften des Reifens nicht betrachten.
Ich habe bereits 5 Sätze PST2 auf der GSA LC 2014 abgespult und dabei 3 verschieden Laufleistung erzielt. Nenne wir sie Nordkap (1 Satz), Normal (3 Sätze) und Sardinien (1 Satz). Ich werde anschliessend Fakten und Eindrücke für jede Laufleistung auflisten und möchte mit einem Vergleichsmodel (nenne es Einheitskreis) verbildlichen wie ich mir das Vorstelle.
Einheitskreis zur Festlegung des Fahrverhaltens
In Anlehnung an den kammschen Kreis möchte ich versuchen die Belastung des Reifens abhängig vom Fahrverhalten zu beschreiben. Eigentlich würde sich die Kreisgrösse je nach Haftung und Reifen immer verändern und so wäre die Vergleichbarkeit wieder sehr schwierig. Deshalb möchte ich das Model sehr vereinfachen und einen Einheitskreis mit r=1 definieren und sagen dies ist die Haftungsfläche (HF) die zur Verfügung steht.
Innerhalb von dieser HF kann ich nun meine spezifische Belastungsfläche (BF) definieren. Dies unter der Annahme, dass der Radius für die BF zwischen 0 und 1 variieren kann und der Reifen mit einem BFr=1 den maximalen Verschleiss ausgesetzt ist und die kürzeste Laufleistung aufweisen würde.
Auf meiner Hausstrecke, wo ich die Kurven und Bremspunkte sehr gut kenne und von der Distanz her überschau bar ist, würde ich den BFr auf max. 0.8 einschätzen.
Nordkap
Laufleistung: nach 10‘000km gewechselt weil er Flachgefahren war. Die Flanken waren noch wie neu, da es ja fast keine nennenswerten Kurven auf der Tour gab. Wenn man in der Mitte bis auf die Verschleissgrenze gegangen wäre (+2‘000km) und ein paar Kurven für die Flanken gesucht hätte (+3‘000km), wäre eine Laufleistung von 15‘000km denkbar.
Durchschnittsgeschwindigkeit: Von Helsinki übers Nordkap bis Göteborg über ca. 7‘500km mit 77 km/h. Bis auf wenige Ausnahmen alles mit Tempomat gefahren um die Geschwindigkeiten einzuhalten. Ein solcher Wert wäre bei uns nie möglich.
Gefühlte Geschwindigkeit: Man nimmt die Geschwindigkeit wegen der Konstanz eigentlich gar nicht mehr war. Ausdrücke wir zügig, flott oder schnell wären hier absolut fehl am Platz.
Einheitskreis: Da praktisch alles mit dem Tempomat gefahren wurde und auch keine nennenswerten Kurven vorhanden waren, sind die Beschleunigungen fast vernachlässigbar und wiederspiegeln sich in einem BFr von max. 0.1 wieder.
Normal
Laufleistung: Die Laufleistung bei den 3 Sätzen hat sich bei 6‘700km eingependelt. Wobei der Reifen durch die ausgewogene Streckenwahl rundherum gleichmässig abgefahren wurden. Der vordere Reifen hatte jeweils noch minimal mehr Profil als der Hintere.
Durchschnittsgeschwindigkeit: Pendelt sich bei Tagesetappe von +/- 500km bei 70 km/h ein und wird möglichst flüssig absolviert um Kräfte zu sparen.
Gefühlte Geschwindigkeit: Man nimmt die Geschwindigkeit als zügig oder flott wahr, da ein angemessener Kurvenanteil vorhanden ist und trotz flüssigen Fahrstiel immer wieder gebremst und beschleunigt wird.
Einheitskreis: Da die Tagesetappen doch relative lang sind und meist in unbekannten Regionen stattfinden ist bin ich doch Vorsichtiger unterwegs. Man weiss nie was hinter der nächsten Ecke auf einem wartet. Ich würde den BFr auf 0.5 zeitweise max. 0.6 einschätzen.
Sardinien
Laufleistung: Die Laufleistung bis zur Verschleissgrenze auf der Flanke beim hinteren Reifen betrug 4‘800km.
Durchschnittsgeschwindigkeit: Pendelt sich bei Tagesetappe von +/- 350km bei max. 61 km/h ein. Bei den vielen Kurven war trotz Stop and Go ist einfach nicht mehr drin. Es wurde sehr viel gebremst und aus der Kurve beschleunigt.
Gefühlte Geschwindigkeit: Man nimmt die Geschwindigkeit durch das viele bremsen und Gas geben als schnell wahr obwohl die Fakten klar dagegen sprechen.
Einheitskreis: Die Insel macht süchtig und man ist bereit ein höheres Risiko als normal einzugehen. Durch die vielen Kurven wird die Querbeschleunigung trotz des geringeren Tempos zu. Dazu kommt noch mein Gewicht, dass doch einiges über dem Standardfahrer liegt dazu und belastet den Reifen zusätzlich. Ich würde den BFr bei aller Unvernunft bei der Querbeschleunigung auf ca. 0.7 und beim Bremsen und Beschleunigen auf 0.8 einschätzen.
Schlussfolgerung
Für mich steht fest, dass Aussagen zur Geschwindigkeit weder effektive noch gefühlt kein geeignetes Mittel sind um Rückschlüsse auf die Laufleistung eines Reifens geben können.
Es ist zwingend notwendig das Fahrverhalten zu kennen. Ev. wäre der Einheitskreis eine einfache Möglichkeit dies zu tun. Mir ist auch klar, dass diese immer noch Angaben auf Einschätzungen sind, welche für jeden unterschiedlich bewertet werden.
Vielleicht hat ja jemand von euch eine einfachere und bessere Idee wie das Problem zu beschreiben ist.
Gruss
CH31