Reifentest Tourende
So, ich bin wieder gesund und an einem Stück nach Hause gekommen, hat prima geklappt und war echt toll!
Deshalb auch an dieser Stelle noch mal meinen Dank an das Orga-Team Birgit, Ursula und Bodo! Ihr habt Euch richtig Mühe gemacht und ein tolles Umfeld geschaffen, dass es allen leicht gemacht hat, sich auf den eigentlichen Zweck der Reise zu konzentrieren!
Heute sind wir bei erneutem (leichten) Schneetreiben von Imst über den Fernpass nach Füssen auf die Autobahn und dann die A 7 hoch, A 6 und dann nach Bensheim, wo wir die Suzukis abgegeben haben.
Interessant war für mich vor allem, wie sich die Reifen verändert haben und welche Unterschiede die nach 2 600 Km darunter (nicht 200 sondern) 280 km Mugello nun zeigen.
Zu Beginn des Tests gab es nur leichte Unterschiede und alle haben sich schwer getan, da einen Reifen besser oder schlechter als Andere zu finden. Diese Unterschiede waren Aufstellneigung, Handlichkeit, Einlenken, Spurstabilität, aber alles in einem solchen Rahmen, dass man das als persönliche Vorliebe bewerten kann und muss, nicht als Ausschlusskriterium.
Nach einigen Kilometern hat nun zwar jeder seine persönlichen Favoriten gefunden, aber bei einigen haben sich manche Eigenschaften verstärkt, manche traten erst zutage.
Eines haben aber alle Reifen auch zu Ende des Tests: Mehr Grip im Trockenen als das Motorrad auf die Straße bringen kann, da irgendwelche Teile aufsetzen und Nassgrip, der die Traute der meisten übersteigt.
Ich fass mal schnell meine Eindrücke zu den Reifen zusammen und zwar zu Ende des Tests, bzw. als ich sie zum letzten Mal gefahren habe:
Continental Road Attack2
Keine Veränderung ggü. Testbeginn, maximalen Grip unter allen Umständen, spurstabil, leicht einzulenken, keine Aufstellneigung beim Bremsen des Vorderrades in Schräglage. Reagiert sofort und präzise auf Lenkbefehle. Rein optisch scheint einiges an Gummi auf den Straßen geblieben zu sein.
Pirelli Angel ST
Der Reifen war auf einer unverkleideten Bandit montiert. Man hat mir erklärt, dass die fehlende Verkleidung Einfluss auf das Fahrverhalten haben kann, da der Fahrtwind am Fahrer angreift und diesen als Segel nutzt, was den Reifen entlastet und handlicher wirken lässt. Mir persönlich war das zuviel Unruhe im Vorderrad, auch auf der Rennstrecke, wo wir in Leder (also weniger Segel gesetzt) und teilweise auch nach vorne kauernd auf dem Mopped saßen, ist mir das negativ aufgefallen. Der Reifen selbst hat aber in Kurven und am Ende der Geraden beim Bremsen gezeigt, dass er sich in Sachen Grip vor den anderen Kandidaten nicht verstecken muss! Ungefähr die Hälfte der Tester hat das ebenfalls so gesehen, die andere Hälfte fuhr Reifen und Motorrad sehr gerne. Aufgrund des Motorrads sehe ich meine Einschätzung des Reifens also nicht als endgültig an.
Das gilt auch für den
Metzeler Z8 Interact
Dieser Reifen hat auf mich einen guten Eindruck gemacht, ich habe ihn nur einmal auf der Autobahn gefahren und einmal auf der Landstraße. Ich war mit dem Reifen zufrieden, mir ist nichts aufgefallen, was ich bemängeln würde. Auf der Autobahn war er der Spurstabilste von allen, auf der Landstraße hat er ohne besonderen Kraftaufwand brav eingelenkt, und ließ sich zielgenau dirigieren.
Dunlop Roadsmart
hat sich auch über gesamten Testverlauf nicht verändert. Top-Grip im Trockenen und im Nassen. Mich persönlich stört aber die Aufstellneigung beim Bremsen. Mancher mag das, ich nicht. Wenn man das weiß und Kurven ausschließlich oder zu Ende des Anbremsens nur mit der Hinterradbremse anbremst, wird man mit dem Reifen seine Freude haben. Die Krümel rechts und links auf dem Foto sehen sehr spektakulär aus und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das zu einem großen Teil mein Werk war. Die Reifen der drei richtig schnellen Fahrer, hatten nämlich kaum Krümel und sahen nicht so "angestrengt" aus wie die Reifen der "Endverbrauchertester"
Bridgestone BT023
Die Japaner haben einen echten Konkurrenten gebacken. Die anfängliche "Handlichkeit" hat sich nach den ersten Kilometern gegeben, der lag zu Ende des Tests satt auf der Straße, ließ sich nicht von Längsrillen und Asphaltstößen beeindrucken und lenkte leicht und präzise ein. Ich habe ihn gestern Vormittags zuletzt gefahren und hatte extrem viel Spaß damit. Blickführung und Gasgeben war alles um die Passstraße regelrecht wegzuschnupfen. Keinerlei Aufstellneigung, keine Unruhe im Fahrwerk. Auf der 1250er eine Super-Vorstellung
Michelin Pilot Power
Dieser Reifen hat wie die anderen Reifen Grip in allen Lagen, der Komfort ließ allerdings mit zunehmender Laufleistung nach. Zunächst lief er Längsrillen nach, heute Vormittag war auch die Spurstabilität bei hohen Geschwindigkeiten nicht mehr auf dem Niveau der Mitbewerber. Jede Änderung der Körperhaltung, die den Oberkörper anders in den Wind stellte, leitete Unruhe in die Fuhre, das konnten die anderen besser.
Michelin Pilot Road 2 CT
Dieser Reifen hat seine Richtungsstabilität sogar noch etwas mehr eingebüßt, möglicherweise hat der Tourenreifen die hohen Temperaturen auf der Rennstrecke, für die er eigentlich auch nicht gedacht ist, nicht so weggesteckt wie der PiPo, der eher für Supersportler gedacht ist, gegen Testende aber seine anfänglich gute Form auch nicht auf dem hohen Niveau halten konnte.
AVON Storm2
Für mich die absolute Überraschung im Test. Der Underdog hat eine Klasse Vorstellung abgegeben und hielt seine Form auf dem hohen Niveau bis zu Testende durch, lediglich eine geringe Aufstellneigung ist mir aufgefallen, aber bei weitem nicht so ausgeprägt wie beim Dunlop. In der getesteten Größe eine echte Alternative!
Meine persönliche Rangliste für Reifen in der Größe 120/70/17 vorne und 180/55/17 hinten auf der Suzuki GSX1250FA:
Continental RoadAttack2 und BridgestoneBT023 sind für mich gemeinsam die Reifen, die mir am besten gefallen haben. Der Conti etwas weicher und satter, der Bridgestone minimal direkter
Direkt dahinter und eigentlich fast gleichauf der Avon Storm 2, der aber eine geringe Aufstellneigung hat.
Dieser Effekt führt den Dunlop Roadsmart auf den nächsten Platz.
Den Metzeler Z8 Interact einzureihen ist fast ein bisschen unfair, da er nicht die volle Distanz mitgegangen ist, aber ich habe den nur zweimal gefahren.
Der Pirelli Angel ST hat den Nachteil gehabt, auf einem unverkleideten Motorrad laufen zu müssen. er konnte also möglicherweise seine Eigenschaften nicht auf vergleichbaren Motorrädern zeigen. Da er das dann eben auch nicht getan hat, konnte er sich für mich nicht weiter vorne platzieren.
Der Michelin Pilot Power schlägt seinen Markenkollegen Michelin Pilot Road 2 CT nur knapp, aufgrund des gegen Testende nachlassenden Komfort-Verhaltens konnten sie die Mitbewerber auch nicht von den vorderen Plätzen verdrängen.
Laufleistungen
bzw. Verschleißwerte kann ich im Moment noch nichts Definitives sagen, die Reifen wurden vor und nach dem Test gemessen, das Ergebnis werde ich nachreichen, sowie es verfügbar ist.
Rein optisch scheint der CRA2 am meisten verloren zu haben, der BT023 und der Pirelli haben noch wesentlich mehr auf den Rippen, die anderen Reifen liegen irgendwo dazwischen!
Was ich für mich und die Bereifung der GS aus dem Test mitnehme
Über Grip und Rutschen brauche ich mich nicht mehr zu unterhalten. Rutscher die es durchaus gab, lagen allesamt an Fahrbahnbedingungen. Ich hab den Dunlop mal auf nasser Fahrbahn zum Wedeln gebracht, nachdem wir durch eine Schotterpassage in ner Baustelle gefahren sind. Da der Reifen des Vordermanns nach 2 Kurven wieder schwarz war, hab ich das für mein Hinterradl auch vermutet und auf nasser Fahrbahn den Hahn genauso gespannt wie der vor mir, wollte mich ja nicht abhängen lassen. War wohl doch noch nicht so sauber...
Wenn ich meine Bewertung in ein 100 Punkte-Schema umsetzen müsste, wären die ersten fünf im Bereich über 95 und auch die beiden Micheline wären noch über 90!
Ich werde mir fürs nächste Frühjahr den CRA2 und bei Erscheinen in unserer Größe Mitte 2011 den Bridgestone montieren. Der AVON heißt in unserer Vorderradgröße Azaro-ST und entspricht in Aufbau und Gummimischung dem Storm2, lediglich die Profilblöcke sehen anders aus. Freigaben für die GS gäbe es, sagt der Repäsentant für Avon Deutschland. Ich werd den Avon aber auf jeden Fall mal auf dem Dienstmotorrad (R1200RT) in getesteter Größe ausprobieren.
Das muss für heute mal reichen, morgen schreib ich noch was zur Suzi.