sampleman
Themenstarter
Hallo Leute,
wie wir ja alle wissen, ist die BMW R1200GS LC beim 50.000-km-Dauertest ja unrühmlich aufgefallen: Bei 43.153 km brach ein Kugellager im Getriebe und sorgte für einen Totalschaden an der Getriebe-Motor-Einheit. Dennoch hat die LC recht gut abgeschnitten. Mit 68 Punkten kommt sie Platz 18, den teilt sie sich mit der Honda Fireblade, der BMW F800S und der Victory Hammer S. Es gab nur eine BMW, die jemals besser abgeschnitten hat, die K1200S, sie kam 2006 mit 75 Punkten auf Rang 11.
Das Ergebnis hat mich etwas gewundert. "Motorrad" bewertet beim Test neben der Zuverlässigkeit auch die Unterhaltskosten und den Wertverlust. Muss eine Maschine außerplanmäßig in die Werkstatt, gibt es Minuspunkte (Defekte, die im Rahmen der normalen Servicetermine abgestellt werden können, wiegen nicht so schwer). Hat eine Maschine unterwegs eine Panne, wiegt das besonders schwer. Wie kann eine Maschine, die einen Motor-Totalschaden hatte, genau so gut abschneiden wie eine, die auf 50.000 km nur dreimal außerplanmäßig in die Werkstatt musste und keine Panne hatte (Honda Fireblade)?
Vergleichen wir mal: Die Blade bekam für ihre drei Werkstattbesuche und keine Panne 27 Punkte, das ist schon ein Drittel der Miete. Die F800S musste viermal in dei Werkstatt und hatte eine Panne, sie bekam 21 Punkte. Die LC musste fünfmal in die Werkstatt und hatte eine Panne. Dafür bekam sie noch 20 Punkte und eine Fußnote (abgewertet wg. Motorschadens). Zum Vergleich: Das schlechteste Motorrad in der Tabelle ist die KTM 1190 RC8, sie bekam für 10 außerplanmäßige Werkstattbesuche und 3 Pannen 0 Punkte. Hört sich logisch an, ist es aber nicht. Denn die Ducati 1098 hatte sogar 12 Werkstattbesuche und 3 Pannen, bekam aber 5 Punkte, die BMW K1300 GT kam auf 11 Werkstattbesuche und 4 Pannen, sei bekam auch 0 Punkte. Alle drei wurden laut Tabelle - wie die LC - wegen Motorschadens abgewertet. Halten wir mal fest: Ein Motorrad, das in zwei Jahren fünfmal außerplanmäßig in die Werkstatt muss und einen Motor-Totalschaden hat, bekommt mit 20 Punkten immer noch zwei Drittel der 30 Punkte, die die Honda CBR 600F bekam (keine Panne, kein außerplanmäßiger Werkstattbesuch).
Die LC sammelt Punkte in den Disziplinen Spritverbrauch und Wertverlust, das ist okay, denn da ist sie gut. Das bringt ihr 11 Punkte ein, genau so viel wie der Testsiegerin CBR600F. Zum Vergleich: Die Duc 1198 bekommt nur einen Punkt für den Verbrauch, eine Suzuki V-Strom bekommt nur 2 Punkte für den Wertverlust. Das ist nachvollziehbar.
Allerdings sahnt die LC in der Position "Kosten pro Kilometer" ab, denn da bekommt sie für 6,5 ct. 22 Punkte. Hier verliert die Fireblade, die mit 68 Punkten gesamt genauso viele Punkte hat wie die LC. Sogar die Testsiegerin CBR 600 F hat mit 8,1 ct. pro Kilometer höhere Unterhaltskosten als die LC. Es gibt unter den Top-39 in der Tabelle nur ein einziges Motorrad, das in dieser Disziplin mehr Punkte bekommt als die LC, nämlich die luftgekühlte R1200GS, die 2005 getestet wurde, dort unter anderem einen Getriebedefekt hatte und mit 2 Punkten weniger als die LC auf Platz 25 rangiert.
Wieso kann ein so teures Motorrad solch niedrige Kosten pro Kilometer verursachen? "Motorrad" schreibt dazu: "Zu den Kosten pro Kilometer zählen Ausgaben für Inspektionen, Ersatz- und Verschleißteile, Reifen und Kettensätze." Laut "Motorrad"-Abrechnung verursachte die LC auf 50.000 km 7.828 Euro Kosten, davon sind allein 4.556 Euro Sprit.
Und jetzt kommt der Haken: Kosten für Inspektionen und Reparaturen wurden nur 836,56 Euro berechnet - weil die meisten Schäden auf Garantie oder Gewährleistung liefen. Dazu zählt auch der Motorschaden, der - hätte ihn "Motorrad" selbst bezahlen müssen - mit rund 10.000 Euro zu Buche geschlagen hätte, Ein normaler Motorradfahrer braucht für 50.000 km vier bis sechs Jahre. Aus der Werks-Gewährleistung ist er dann auf jeden Fall raus. Einen kapitalen Motorschaden müsste er selbst bezahlen oder auf Kulanz hoffen.
Nehmen wir mal an, die erwähnten 10 Riesen wären voll in die Kosten eingegangen, dann hätte die LC nicht 6,5 ct. pro Kilometer gekostet sondern 26,5 ct. Das wäre erheblich mehr als die 17,7 ct. pro Kilometer gewesen, die die Schlechteste in dieser Disziplin, die Kawa Z 1000 ABS 2012 erzielte. Die Kawa bekam damals null Punkte. Hätte die LC in dieser Disziplin auch null Punkte bekommen, dann hätte sie statt 68 Punkten nur 46 Punkte bekommen und wäre auf Platz 36 gelandet, kurz vor der unrühmlichen K1300GT, bei der damals die Kupplung explodierte und den ganzen Motor mitnahm.
Nehmen wir mal an, BMW hätte bei einer fünf Jahre alten LC bei einem kapitalen Motor- und Getriebeschaden 50 Prozent der Kosten aus Kulanz übernommen (es ist nicht sicher, dass sie das getan hätten), dann hätte das dennoch nicht viel geholfen: 5.000 Euro Schaden macht auf 50.000 km immer noch 10 Cent pro Kilometer, und für 16,5 Cent pro Kilometer gibt es gerade noch 2 Punkte. Dann hätte die LC 48 Punkte bekommen und wäre auf Platz 35 gekommen.
Insgesamt finde ich, dass das Test-Berechnungsverfahren nicht ausgegoren ist. Es ist ja auch so, dass einige Motorräder den Test schneller absolvieren als andere, weil sie beliebter sind oder sich besser für Langstrecken eignen. Ich denke, das Mindeste wäre, dass "Motorrad" ein Modell für Schäden entwickelt, die bei Testmaschinen aufgrund der sehr hohen Jahresfahrleistung auf Gewährleistung gehen, bei Kundenmaschinen wahrscheinlich nicht. Es wäre vermutlich vernünftig, Schäden, die jenseits der 20.000er Marke eintreten, auf jeden Fall den Unterhaltskosten zuzuschlagen, egal ob die Motorpresse die Reparatur bezahlen muss oder nicht.
Was meint ihr?
Sampleman
wie wir ja alle wissen, ist die BMW R1200GS LC beim 50.000-km-Dauertest ja unrühmlich aufgefallen: Bei 43.153 km brach ein Kugellager im Getriebe und sorgte für einen Totalschaden an der Getriebe-Motor-Einheit. Dennoch hat die LC recht gut abgeschnitten. Mit 68 Punkten kommt sie Platz 18, den teilt sie sich mit der Honda Fireblade, der BMW F800S und der Victory Hammer S. Es gab nur eine BMW, die jemals besser abgeschnitten hat, die K1200S, sie kam 2006 mit 75 Punkten auf Rang 11.
Das Ergebnis hat mich etwas gewundert. "Motorrad" bewertet beim Test neben der Zuverlässigkeit auch die Unterhaltskosten und den Wertverlust. Muss eine Maschine außerplanmäßig in die Werkstatt, gibt es Minuspunkte (Defekte, die im Rahmen der normalen Servicetermine abgestellt werden können, wiegen nicht so schwer). Hat eine Maschine unterwegs eine Panne, wiegt das besonders schwer. Wie kann eine Maschine, die einen Motor-Totalschaden hatte, genau so gut abschneiden wie eine, die auf 50.000 km nur dreimal außerplanmäßig in die Werkstatt musste und keine Panne hatte (Honda Fireblade)?
Vergleichen wir mal: Die Blade bekam für ihre drei Werkstattbesuche und keine Panne 27 Punkte, das ist schon ein Drittel der Miete. Die F800S musste viermal in dei Werkstatt und hatte eine Panne, sie bekam 21 Punkte. Die LC musste fünfmal in die Werkstatt und hatte eine Panne. Dafür bekam sie noch 20 Punkte und eine Fußnote (abgewertet wg. Motorschadens). Zum Vergleich: Das schlechteste Motorrad in der Tabelle ist die KTM 1190 RC8, sie bekam für 10 außerplanmäßige Werkstattbesuche und 3 Pannen 0 Punkte. Hört sich logisch an, ist es aber nicht. Denn die Ducati 1098 hatte sogar 12 Werkstattbesuche und 3 Pannen, bekam aber 5 Punkte, die BMW K1300 GT kam auf 11 Werkstattbesuche und 4 Pannen, sei bekam auch 0 Punkte. Alle drei wurden laut Tabelle - wie die LC - wegen Motorschadens abgewertet. Halten wir mal fest: Ein Motorrad, das in zwei Jahren fünfmal außerplanmäßig in die Werkstatt muss und einen Motor-Totalschaden hat, bekommt mit 20 Punkten immer noch zwei Drittel der 30 Punkte, die die Honda CBR 600F bekam (keine Panne, kein außerplanmäßiger Werkstattbesuch).
Die LC sammelt Punkte in den Disziplinen Spritverbrauch und Wertverlust, das ist okay, denn da ist sie gut. Das bringt ihr 11 Punkte ein, genau so viel wie der Testsiegerin CBR600F. Zum Vergleich: Die Duc 1198 bekommt nur einen Punkt für den Verbrauch, eine Suzuki V-Strom bekommt nur 2 Punkte für den Wertverlust. Das ist nachvollziehbar.
Allerdings sahnt die LC in der Position "Kosten pro Kilometer" ab, denn da bekommt sie für 6,5 ct. 22 Punkte. Hier verliert die Fireblade, die mit 68 Punkten gesamt genauso viele Punkte hat wie die LC. Sogar die Testsiegerin CBR 600 F hat mit 8,1 ct. pro Kilometer höhere Unterhaltskosten als die LC. Es gibt unter den Top-39 in der Tabelle nur ein einziges Motorrad, das in dieser Disziplin mehr Punkte bekommt als die LC, nämlich die luftgekühlte R1200GS, die 2005 getestet wurde, dort unter anderem einen Getriebedefekt hatte und mit 2 Punkten weniger als die LC auf Platz 25 rangiert.
Wieso kann ein so teures Motorrad solch niedrige Kosten pro Kilometer verursachen? "Motorrad" schreibt dazu: "Zu den Kosten pro Kilometer zählen Ausgaben für Inspektionen, Ersatz- und Verschleißteile, Reifen und Kettensätze." Laut "Motorrad"-Abrechnung verursachte die LC auf 50.000 km 7.828 Euro Kosten, davon sind allein 4.556 Euro Sprit.
Und jetzt kommt der Haken: Kosten für Inspektionen und Reparaturen wurden nur 836,56 Euro berechnet - weil die meisten Schäden auf Garantie oder Gewährleistung liefen. Dazu zählt auch der Motorschaden, der - hätte ihn "Motorrad" selbst bezahlen müssen - mit rund 10.000 Euro zu Buche geschlagen hätte, Ein normaler Motorradfahrer braucht für 50.000 km vier bis sechs Jahre. Aus der Werks-Gewährleistung ist er dann auf jeden Fall raus. Einen kapitalen Motorschaden müsste er selbst bezahlen oder auf Kulanz hoffen.
Nehmen wir mal an, die erwähnten 10 Riesen wären voll in die Kosten eingegangen, dann hätte die LC nicht 6,5 ct. pro Kilometer gekostet sondern 26,5 ct. Das wäre erheblich mehr als die 17,7 ct. pro Kilometer gewesen, die die Schlechteste in dieser Disziplin, die Kawa Z 1000 ABS 2012 erzielte. Die Kawa bekam damals null Punkte. Hätte die LC in dieser Disziplin auch null Punkte bekommen, dann hätte sie statt 68 Punkten nur 46 Punkte bekommen und wäre auf Platz 36 gelandet, kurz vor der unrühmlichen K1300GT, bei der damals die Kupplung explodierte und den ganzen Motor mitnahm.
Nehmen wir mal an, BMW hätte bei einer fünf Jahre alten LC bei einem kapitalen Motor- und Getriebeschaden 50 Prozent der Kosten aus Kulanz übernommen (es ist nicht sicher, dass sie das getan hätten), dann hätte das dennoch nicht viel geholfen: 5.000 Euro Schaden macht auf 50.000 km immer noch 10 Cent pro Kilometer, und für 16,5 Cent pro Kilometer gibt es gerade noch 2 Punkte. Dann hätte die LC 48 Punkte bekommen und wäre auf Platz 35 gekommen.
Insgesamt finde ich, dass das Test-Berechnungsverfahren nicht ausgegoren ist. Es ist ja auch so, dass einige Motorräder den Test schneller absolvieren als andere, weil sie beliebter sind oder sich besser für Langstrecken eignen. Ich denke, das Mindeste wäre, dass "Motorrad" ein Modell für Schäden entwickelt, die bei Testmaschinen aufgrund der sehr hohen Jahresfahrleistung auf Gewährleistung gehen, bei Kundenmaschinen wahrscheinlich nicht. Es wäre vermutlich vernünftig, Schäden, die jenseits der 20.000er Marke eintreten, auf jeden Fall den Unterhaltskosten zuzuschlagen, egal ob die Motorpresse die Reparatur bezahlen muss oder nicht.
Was meint ihr?
Sampleman