Hallo,
schmieren muss man eine Kette primär nicht an der Oberfläche, also auf der Rolle und dem Zahnradtal. Wichtig ist die Schmierung der Flächen zwischen der Kettenrolle und der Kettenhülse.
Wenn die Kette in das Zahnrad läuft bleibt die Rolle im Zahnradtal stehen, daher entsteht dort auch nicht viel Reibung.
Die Hülse dreht sich dann beim Umlenken der Kette in der Rolle. Deshalb entsteht da auch die meiste Reibung.
Ergo muss da auch geschmiert werden.
Die Fettfüllung, die durch die Dichtringe gehalten wird, schmiert übrigens lediglich die Fläche des Kettenbolzens und der Hülse. Eine Kette besteht neben den Laschen und den Dichtringen nämlich aus drei Bauteilen, dem Bolzen als Kern, dann die Hülse und dann die Rolle.
Wer es nicht weiß, ich bin der Chef der Firma CLS. Wir bauen unter anderem auch elektronische Kettenöler.
Langt mal nach einer straffen Ausfahrt an die Grafit geschmierte Kette. Ihr werdet feststellen, dass die sehr heiß wird. Das ist die Reibung der Hülse in der Rolle.
Ich habe gerade bei 800er BMWs die feststoffschmierung durch CLS Öler ersetzt. Die Ketten waren alle schwergängig, das Hinterrad drehte sich nicht leicht, sie machte Laufgeräusche und sehr gepflegt sahen die Ketten auch nicht aus.
Nach meiner Einschätzung (auch wenn die nicht neutral ist) funktioniert diese Schmierung technisch nicht.
Das sagten mir auch zwei Ingenieure von BMW, mit denen ich mich 2011 in Mailand auf der EICMA unterhalten habe. BMW hat das getestet und verworfen.
Übrigens gibt es eben auch Kettenöler, die nicht abhängig von der Temperatur arbeiten. Damit kann man den Ölfluss sehr viel genauer einstellen. Meine CLS Öler kommen mit 90 ml Öl etwa 12 000 km weit und damit sind sie sehr sauber.
Man vergebe mir diese Werbeeinlage.
Allzeit gute Fahrt
Heiko Höbelt